Digitalisierungs-Blog für KMU

Phishing einfach erklärt - Wie können Sie Ihr Unternehmen schützen

Geschrieben von Parato | 13.11.2024

Phishing-Angriffe sind für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) in der Schweiz zu einer ernsthaften Bedrohung geworden. Laut einer Studie von ICTswitzerland (2023) waren bereits über 60 Prozent der Schweizer KMU Opfer solcher Attacken. Cyberkriminelle nutzen immer ausgefeiltere Techniken, um Mitarbeiter zu täuschen und an vertrauliche Informationen zu gelangen.
Doch was bedeutet das konkret für Ihr Unternehmen? Stellen Sie sich vor, ein einziger unbedachter Klick eines Mitarbeiters öffnet Hackern die Tür zu Ihren sensiblen Daten und Systemen. Die Folgen können verheerend sein: finanzielle Verluste, Reputationsschäden und sogar rechtliche Konsequenzen.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was Phishing ist und warum es speziell für Schweizer KMU so gefährlich ist. Sie erfahren, welche aktuellen Phishing-Methoden es gibt und wie Sie Ihr Unternehmen effektiv schützen können. Mit praxisnahen Tipps und Strategien helfen wir Ihnen, Ihr Unternehmen vor diesen unsichtbaren Bedrohungen zu schützen.


Was ist Phishing?

Phishing ist eine hinterlistige Form des Cyberangriffs, die gezielt das Vertrauen und die Gutgläubigkeit von Menschen ausnutzt, um an sensible Informationen zu gelangen oder Schadsoftware in Unternehmenssysteme einzuschleusen. Statt technische Sicherheitslücken zu attackieren, setzen Cyberkriminelle auf sogenanntes Social Engineering – sie manipulieren bewusst menschliches Verhalten. Für Schweizer KMU kann ein einziger unachtsamer Klick verheerende finanzielle Schäden verursachen und vertrauliche Daten kompromittieren.
Stellen Sie sich vor, eine E-Mail von einem vermeintlichen Kollegen, einer bekannten Marke oder sogar einer Führungskraft landet in Ihrem Posteingang. Die Nachricht wirkt absolut authentisch und fordert Sie auf, eine Rechnung zu begleichen, einen Anhang zu öffnen oder auf einen Link zu klicken. Ohne Argwohn folgen Sie der Anweisung – und öffnen damit ungewollt die Tür für Cyberkriminelle.
Doch die Folgen sind gravierend: Ein unscheinbarer Klick kann dazu führen, dass das Unternehmensnetzwerk mit Ransomware infiziert wird, Bankdaten abgegriffen oder Zugangsdaten gestohlen werden. Gerade Unternehmen sollten die Mechanismen hinter Phishing-Angriffen verstehen, um ihre Mitarbeiter entsprechend sensibilisieren und gezielt schützen zu können.

 

Warum ist Phishing eine so grosse Bedrohung?

Phishing gehört zu den gefährlichsten Cyberbedrohungen für Unternehmen – und das aus gutem Grund. Laut dem Bericht „Cost of a Data Breach“ von IBM ist Phishing der häufigste Angriffsvektor bei Datenschutzverletzungen und verursacht umgerechnet über 4 Mio CHF pro Vorfall. Besonders besorgniserregend ist, dass Phishing nicht auf technische Sicherheitslücken abzielt, sondern gezielt menschliches Verhalten ausnutzt. Ein einziger unachtsamer Klick, und die Tür zu Ihren sensiblen Unternehmensdaten steht offen.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Cyberangriffen müssen Phishing-Täter keine komplexen IT-Sicherheitsbarrieren überwinden. Sie setzen vielmehr auf das Vertrauen und die Routine Ihrer Mitarbeitenden. Durch gezielte soziale Manipulation (Social Engineering) können selbst die besten Sicherheitsvorkehrungen umgangen werden. Wenn sich ein Angreifer als vertrauenswürdige Person ausgibt – sei es als Partner, Vorgesetzter oder Behörde – kann er Ihr Team dazu verleiten, vertrauliche Informationen preiszugeben, Geld zu überweisen oder Schadsoftware herunterzuladen.

Die Ziele von Phishing sind vielfältig: von Identitäts- und Datendiebstahl über finanzielle Erpressung bis hin zu Industriespionage. Die Angreifer reichen von Einzeltätern bis hin zu gut organisierten Cyberkriminalitätsnetzwerken. Für KMU in der Schweiz bedeutet dies, dass Phishing nicht nur ein abstraktes Risiko darstellt, sondern eine reale Bedrohung, die täglich neue Opfer fordert.

Da Phishing-Angriffe auf das Verhalten und Vertrauen von Menschen abzielen, entgehen sie oft der klassischen Netzwerküberwachung. Eine Phishing-Nachricht kann täuschend echt aussehen – selbst erfahrene IT-Teams können in die Falle tappen. Um dieser Gefahr zu begegnen, reicht technische Sicherheit allein nicht aus. Es ist entscheidend, dass Unternehmen ihre Mitarbeitenden regelmässig im Umgang mit Phishing-Attacken schulen und sie für die Erkennung von Betrugsversuchen sensibilisieren. Nur durch eine Kombination aus technischer Prävention und menschlicher Wachsamkeit lässt sich diese Bedrohung wirksam bekämpfen.

 

Aktuelle Zahlen im Bereich Phishing

Ein zentraler Erfolgsfaktor für die Digitalisierung von KMUs ist die Auswahl und Integration der richtigen Technologien, die alle Unternehmensbereiche abdecken – von der Produktion über Vertrieb und Marketing bis hin zur internen Verwaltung. Dabei kann es hilfreich sein, externe Dienstleister hinzuzuziehen, die umfassende Erfahrung in Digitalisierungsprozessen mitbringen. Unternehmen wie Parato bieten massgeschneiderte Lösungen, die speziell auf die Bedürfnisse von KMUs abgestimmt sind und so helfen, digitale Strategien effizient umzusetzen.

 

Arten von Phishing Angriffen

Phishing-Angriffe nutzen gezielt das Vertrauen und die Neugier der Menschen, um Daten zu stehlen oder Malware zu verbreiten. Dabei verwenden Angreifer verschiedene Ansätze, je nachdem, welches Ziel sie erreichen möchten. Hier sind die häufigsten Phishing-Methoden, die auch für Unternehmen zur Gefahr werden können:

E-Mail-Phishing
Dies ist die klassische Form des Phishings. Angreifer versenden massenhaft gefälschte E-Mails, die scheinbar von bekannten Marken, Banken oder Geschäftspartnern stammen. Diese E-Mails enthalten oft Links oder Anhänge, die Empfänger dazu verleiten sollen, sensible Daten einzugeben oder Schadsoftware herunterzuladen. Ein einziger Klick kann die Sicherheit Ihres Unternehmens gefährden.

Spear-Phishing
Beim Spear-Phishing werden gezielt bestimmte Personen innerhalb eines Unternehmens angegriffen, beispielsweise Mitarbeitende mit Zugang zu sensiblen Informationen. Die Nachrichten sind personalisiert und basieren oft auf öffentlich zugänglichen Informationen über die Zielperson, um besonders vertrauenswürdig zu wirken. So können selbst erfahrene Mitarbeitende getäuscht werden.

CEO-Betrug (Whaling)
Auch als "Chefmasche" bekannt, gibt sich der Angreifer als CEO oder eine andere Führungskraft aus. In scheinbar dringenden Nachrichten fordert er Mitarbeitende dazu auf, Geld auf ein betrügerisches Konto zu überweisen oder vertrauliche Informationen preiszugeben. Diese Methode zielt speziell auf die Finanzabteilungen von Unternehmen ab und kann immense finanzielle Schäden verursachen.

Smishing
Smishing steht für Phishing per SMS. Hier werden gefälschte Textnachrichten verschickt, die den Anschein erwecken, von einer Bank oder einem Lieferdienst zu stammen. Der Empfänger wird aufgefordert, einem Link zu folgen oder persönliche Informationen preiszugeben. Da SMS oft als weniger kritisch angesehen werden, ist das Risiko einer erfolgreichen Attacke hoch.

Vishing
Vishing ist Phishing per Telefon. Die Angreifer rufen an und geben sich als Supportmitarbeitende, Behördenvertreter oder Geschäftspartner aus. Mit Druck oder durch das Schüren von Ängsten versuchen sie, das Opfer zur Herausgabe sensibler Daten zu bewegen oder bestimmte Aktionen durchzuführen. Ohne klare Verifizierungsprozesse können Mitarbeitende leicht in diese Falle tappen.

Pharming
Pharming ist besonders heimtückisch, da es den Browser des Opfers auf gefälschte Websites umleitet. Selbst wenn die Zielperson die korrekte URL eingibt, landet sie auf einer nachgebauten Seite, die Zugangsdaten und andere Informationen abfängt. Dieser Angriff ist schwer zu erkennen und kann erhebliche Sicherheitslücken öffnen.

Social-Media-Phishing
Über soziale Medien geben sich Angreifer als echte Unternehmen oder Personen aus und senden Nachrichten oder Angebote, die dazu verleiten sollen, auf Links zu klicken oder Informationen zu teilen. Da Mitarbeitende soziale Medien auch beruflich nutzen, können solche Angriffe direkt auf Ihr Unternehmen abzielen und sensible Informationen gefährden.

 

Fallbeispiel Facebook

Der Fall von Facebook zeigt eindrücklich, dass selbst die grösseren Unternehmen nicht vor Phishing-Angriffen sicher sind. Im Jahr 2019 wurde Facebook durch eine ausgeklügelte Phishing-Attacke um insgesamt über 100 Millionen US-Dollar betrogen. Der Angreifer gab sich dabei als legitimer Lieferant aus und stellte gefälschte Rechnungen aus, die von dem Unternehmen beglichen wurden. Diese Art des Betrugs, die stark auf Social Engineering basiert, ist ein Weckruf für alle Unternehmen: Phishing kann jeden treffen – vom kleinen Betrieb bis zum Tech-Giganten.
Als Reaktion auf diesen Vorfall verstärkte Facebook seine Sicherheitsprotokolle. Zahlungsprozesse wurden strenger kontrolliert, und es wurden zusätzliche Schulungen für Mitarbeitende eingeführt, um Phishing-Versuche frühzeitig zu erkennen und zu verhindern. Doch die Kosten des Angriffs waren nicht nur finanzieller Natur; auch das Vertrauen in die Sicherheitsmassnahmen und die Reputation des Unternehmens litten erheblich.

 

Was können KMU aus diesem Vorfall lernen?

Phishing-Angriffe zielen oft auf menschliche Fehler ab. Gerade bei Zahlungsanfragen und dem Umgang mit sensiblen Daten ist erhöhte Wachsamkeit gefragt. Unternehmen jeder Grösse sollten ihre Mitarbeitenden regelmässig schulen und klare Prozesse für die Überprüfung von Zahlungsanfragen und internen Sicherheitsstandards festlegen. Durch solche proaktiven Massnahmen lässt sich das Risiko minimieren, dass Phishing-Angriffe erfolgreich sind – und die enormen Kosten und Schäden, die sie verursachen können, bleiben Ihrem Unternehmen erspart.
Als Ihr Partner für IT-Sicherheit unterstützen wir Sie dabei, diese Lehren in die Praxis umzusetzen. Mit bewährten Sicherheitskonzepten und praxisnahen Schulungen helfen wir Ihnen, Ihr Unternehmen vor Phishing-Angriffen zu schützen und Ihre Mitarbeitenden für mögliche Gefahren zu sensibilisieren.

 

Phishing Prävention und Abwehr

Um Phishing-Angriffe effektiv abzuwehren, sind koordinierte Schulungen, klare Richtlinien und fortschrittliche Sicherheitsmassnahmen entscheidend. Ein wirksamer Schutz sollte folgende zusätzliche Aspekte beinhalten:

Erweiterte Schulungen und klare Richtlinien

  • Regelmässige, zielgerichtete Trainings: Dies sollte für alle Abteilungen gelten, die ein Nutzerkonto haben und damit auf Unternehmensdaten zugreifen können oder ggf. Systemzugriffe haben.  Finanz  und IT sicherlich besonders - andere Abteilungen sind aber auch mögliche Angriffsziele
    Klare Richtlinien und Eskalationsverfahren: Etablieren Sie strikte Vorgaben für den Umgang mit sensiblen Anfragen, insbesondere bei Finanztransaktionen. Verbieten Sie Aktionen wie Geldüberweisungen, die allein auf Basis von E-Mails oder SMS durchgeführt werden. Implementieren Sie ein klares Eskalationsverfahren mit alternativen Kontaktmethoden zur sicheren Verifizierung verdächtiger Nachrichten.
  • Interne Phishing-Simulationen: Führen Sie regelmässige, auf Ihr Unternehmen zugeschnittene Phishing-Tests durch. Diese Übungen stärken das Sicherheitsbewusstsein und messen die Effektivität der Schulungen, sodass das Wissen der Mitarbeitenden kontinuierlich vertieft wird.
  • Einfaches Melden von Phishing-Versuchen: Erleichtern Sie den Mitarbeitenden das Melden verdächtiger E-Mails durch integrierte Tools in der E-Mail-Anwendung oder eine zentrale Meldestelle. Anonyme Reporting-Optionen können die Hemmschwelle weiter senken.

 

Technische Schutzmassnahmen und Tools

  • Erweiterte E-Mail-Authentifizierungsprotokolle: Implementieren Sie DMARC, SPF und DKIM, um gefälschte E-Mails zu erkennen und zu blockieren, bevor diese die Mitarbeitenden erreichen.
  • Adaptive Multi-Faktor-Authentifizierung (MFA): Nutzen Sie adaptive MFA, die bei ungewöhnlichen Anmeldeversuchen kontextabhängig zusätzliche Sicherheitsabfragen stellt.
  • End-to-End-Verschlüsselung und Netzwerksegmentierung: Schützen Sie die interne Kommunikation durch Verschlüsselung und segmentieren Sie Ihr Netzwerk, um die Ausbreitung von Phishing-Angriffen einzuschränken.
  • Endpoint Detection and Response (EDR) mit Machine Learning: Setzen Sie moderne EDR-Tools ein, die automatisch auf ungewöhnliches Verhalten reagieren. Machine-Learning-Algorithmen erkennen Aktivitäten wie unautorisierte Datenübertragungen oder das Herunterladen verdächtiger Dateien.
  • Webfilter und DNS-Sicherheit: Verwenden Sie Webfilter und DNS-Sicherheitsdienste, um den Zugriff auf bekannte schädliche Domains zu blockieren, selbst wenn auf einen Phishing-Link geklickt wird.
  • Fortschrittliche Bedrohungserkennung mit SOAR und SIEM: Nutzen Sie SOAR-Systeme und SIEM-Plattformen für eine zentrale Übersicht und Echtzeitreaktionen auf Bedrohungen. Diese Systeme analysieren Muster, verknüpfen Vorfälle und ergreifen automatisiert Gegenmassnahmen.

 

Förderung einer proaktiven Sicherheitskultur

  • Sicherheitskultur stärken: Machen Sie Cybersicherheit zur gemeinsamen Verantwortung aller Mitarbeitenden. Fördern Sie das Sicherheitsbewusstsein durch regelmässige Kommunikation, wie monatliche Sicherheitstipps oder einen Sicherheits-Newsletter.
  • Regelmässige Sicherheits-Audits: Überprüfen Sie die Effektivität Ihrer Sicherheitsmassnahmen kontinuierlich. Sicherheits-Audits helfen dabei, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und Ihre Strategien anzupassen.

Mit diesen umfassenden Massnahmen—von spezialisierter Mitarbeiterschulung über präzise Richtlinien bis hin zu fortschrittlichen technischen Tools und einer engagierten Sicherheitskultur—können Unternehmen das Risiko erfolgreicher Phishing-Angriffe erheblich reduzieren und eine sichere Arbeitsumgebung schaffen.

 

Fazit 

Phishing stellt eine wachsende Gefahr dar, der sich Unternehmen nicht entziehen können. Doch die gute Nachricht ist: Sie können aktiv dagegen vorgehen. Unabhängig von der Grösse Ihres Unternehmens lassen sich mit gezielten Schulungen, klaren Richtlinien und bewährten Sicherheitstools die Risiken erheblich mindern.

Für KMU bedeutet das konkret, präventive Massnahmen nicht nur als IT-Aufgabe zu sehen, sondern als gemeinsame Verantwortung aller Mitarbeitenden. Indem Sie das Wissen und die Aufmerksamkeit Ihres Teams stärken, sind Sie besser gegen Phishing gerüstet und können potenzielle Schäden von Anfang an verhindern. Nutzen Sie die vorgestellten Massnahmen, um Phishing keinen Raum zu geben – denn die besten Abwehrstrategien beginnen mit einer informierten und wachsamen Belegschaft.

 

Sie wollen Ihr Unternehmen phishing-sicher machen?

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